Definition der „CAMARGUE“


Die Camargue zu bestimmen, ist eine schwere und widersprüchliche Aufgabe. Die vorgeschichtliche Erde ist mit Anschwemmungen überdeckt und von einem Fluss umgeben, der früher sehr launisch war und seinen Lauf wechselte. Die „Camargue“ ist eine Insel von 75000 ha, im Delta der Rhône, deren beide Arme die natürlichen Grenzen bilden. Darüber hinaus kann man ein Gebiet hinzurechnen, das man die „kleine Camargue“ nennt. Es beginnt an der kleinen Rhône bis zu den Costières des Gard und schliesst die sumpfigen Böden der Vistre, der Vidourle, der Ortschaften Aigues Mortes, Grau du Roi, Vauvert u a… mit ein, rund 50000 ha. Das Crau, auf der anderen Seite der Rhône, ist eine weite Ebene, bedeckt mit Steinen, die aus den Alpen kommen, von 20000 ha. Zusammenfassend kann man sagen, alles, was zwischen den Gebrigszügen „Les Alpilles“ und den „Cevennes“ liegt, rund 145000 ha, bildet die Camargue im allgemeinen und im besonderen.

Schon der einfache Satz: „Ich gehe in die Camargue“ hat verschiedene Bedeutungen, je nachdem ob er von einem Einwohner aus Südfrankreich (dem „Midi“) oder von einem Touristen ausgesprochen wird. Für den ersteren hat es einen eingrenzenden Sinn: die „Insel der Camargue“; für den zweiten handelt es sich um die Gegend von Südfrankreich, die auch Nîmes und Le Grau du Roi mit einschliessen kann. Tatsächlich kann man mehrere Definitionen finden, die je nach dem gewählten Standpunkt annehmbar sind.

Die einzige, richtige Camargue (Karte) ist die Insel zwischen den beiden Flussarmen der Rhône. Die Städte, Dörfer und Ortsflecken sind nicht zahlreich und können an den Fingern einer Hand aufgezählt werden. Jedoch, wenn man sich auf die Rhône bezieht, so hat sich ihr Flussbett im Laufe der Jahrhunderte so gewandelt, dass einige Landschaften, die sich jetzt ausserhalb des Deltas befinden, während einer gewissen Zeit auch Teil der Insel waren. Der Begriff der „kleinen Camargue“, erweitert auf die Nachbargemeinden, erhält so einen Sinn. Es gibt auch die Überlegung, der Camargue alle feuchten Gegenden der Nachbarküste hinzuzurechnen, wo man die gleichen Landschaften und dieselbe Pflanzen- und Tierwelt wiederfindet.

Ein anderer Gesichtspunkt der Frage bezieht sich auf die Lebensart und den Erhalt der Traditionen mit vorherrschender Stierzucht: die Leidenschaft zu Rindern ist die gleiche, ob man „in der Camargue“ oder im Süden von Frankreich wohnt.

Schliesslich besteht eine Gesetzgebung (Ministererlass vom 17. März 1978 in der die Eigenschaften der Rasse der „Camargue-Pferde“ bezeichnet wird) mit der man genaue Granzen für eine Gegend festlegen kann, wo sich Landchaft und Überlieferung vereinen: der Erlass begrenzt genau die Zone, die als „Wiege der Camarge-Pferderasse“ genannt wird.

Zusammenfassend vereinigen sich die verschiedenen Gesichtspunkte durch alle diese
Einzelheiten, die die Kultur einer Landschaft ausmachen.

Jedoch ein einzelner, nicht unbedeutender Teil dieses Landes konnte bisher den Schäden der touristischen Verstädterung entgehen. Es ist die Gesamheit der nationalen und regionalen Parks und der Naturschutzgebiete der Camargue. Es ist zu wünschen; dass die Anstrengungen von allen, die über deses zerbrechliche, ökölogische Gleichgewicht wachen, es der „wilden Camarge“ erlauben, weiterhin zu bestehen.

Gérard Rouvière

Übersetzung: Werner Hoth